Der bolivianische Staat möchte seine reichen Rohstoffvorkommen nicht mehr nur ins Ausland verkaufen, sondern zum Aufbau eigener Produktionsstätten nutzen. Ein erster Schritt ist die Herstellung von Batteriezellen aus dem im Salar de Uyuni gewonnenen Lithiumcarbonat. Das Institut PFL konnte in Zusammenarbeit mit dem Institut für Elektromobilität der Hochschule Bochum an der Universidad del Valle und der Universidad Privada Boliviana Konzepte zur Errichtung einer eigenen bolivianischen Produktionslinie für Elektrofahrzeuge vorstellen.
Das Projekt BOSELIN
Herausforderungen und Ziele
Ziel des Kooperationsvorhabens BOSELIN des Instituts PFL, der Hochschule Bochum sowie der bolivianischen Universidad del Valle ist die Implementierung von Produktionsstrukturen mit einer geplanten Gesamtkapazität von jährlich rund 200 Elektrokleintransportern in Cochabamba. Parallel wird ein Ausbildungskonzept entwickelt, das die Menschen vor Ort fachspezifisch qualifiziert, um den zukünftigen Fabrikbetrieb in Eigenregie vornehmen zu können.
Inhalt und Arbeitsschwerpunkte
Im Zentrum des Projektes steht der elektrisch angetriebene Van „BOmovil“. Der auf der Lithium-Ionen-Technologie basierende Stromer ist eine Weiterentwicklung des ursprünglich für den Automobilbauer Opel in Bochum konzipierten BOmobil, das im regionalen Individualverkehr zum Einsatz kommen sollte. Er ist für eine Ladekapazität von Gütern bis 500 Kilogramm und eine Reichweite bis 200 Kilometer ausgelegt. In der Endumsetzung soll das auf die landestypischen Anforderungen angepasste Elektrofahrzeug in Bolivien durch speziell geschulte bolivianische Fachkräfte eigenständig hergestellt werden. Damit verknüpft ist zudem die Chance, das hohe Lithiumvorkommen im Lande für die eigene industrielle Produktion zu nutzen. Neben der LiFeYPO4-Batterie sollen auch alle übrigen für die Montage benötigten Komponenten, wie etwa Karosserie, Radaufhängung, Bremsen, Innenausstattung und Niedervoltausrüstung, vor Ort hergestellt werden, sodass über die Serienproduktion bzw. Fließbandfertigung hinaus ein autarkes Beschaffungsmanagement möglich sein wird. Für Bolivien sind diese Teile zu evaluieren.
Nutzung der Ergebnisse und Beitrag zur Energiespeicherung
„Die binationalen Anstrengungen fokussieren die Implementierung einer nachhaltigen Elektromobilität in Bolivien und für Bolivien”, sagt PFL-Institutsleiter Alexander Zarle. „Damit einher geht die industrielle Nutzung von natürlichen Ressourcen und eine Spezialisierung menschlicher Ressourcen, vornehmlich Studenten und Akademiker.” Durch BOSELIN sollen sowohl Machbarkeit als auch Nachhaltigkeit der Produktion eines elektrisch angetriebenen Kleintransporters garantiert werden. Auf der Agenda steht ferner Möglichkeiten zu bewerten, wie sich das zu entwickelnde Qualifizierungsmodell in die Ausbildungsprogramme der Universidad del Valle integrieren lässt. Vorbehaltlich der Zustimmung der bolivianischen Regierung zum Finanzierungsplan könnten 2018/2019 erste „BOmovile” in Cochabamba vom Band rollen.
Presse
News zum Projekt
BOSELIN 2015
Nachdem das Forschungsvorhaben BOSELIN, das auf den Aufbau von Know-how beim Abbau von Lithium und die Entwicklung einer Wertschöpfungskette für Elektrofahrzeuge in Bolivien zielt, offiziell durch das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt bewilligt wurde, begann das Institut PFL mit der Konkretisierung seiner Vorbereitungen.
Anfang März konnte sich das Team des Instituts für postfossile Logistik um den Beiratsvorsitzenden Prof. Dr. Karl-Georg Steffens nun endlich auf die lange Reise nach La Paz begeben.
Im Inland werden nach derzeitigem Stand die Städte Cochabamba, La Paz, Camacho und der Salar de Uyuni besucht, bei denen erste Anbahnungsmaßnahmen mit den bolivianischen Universitäten Universidad del Valle und der Universidad Privada Boliviana sowie der Corporación Minera de Bolivia (COMIBOL) zum Lithiumabbau für die Elektromobilität inklusive der Herstellung von Akkumulatoren und Elektrofahrzeugen erzielt werden sollen. Ein weiterer Fokus liegt auf der Verbesserung der Bedingungen zur Gewinnung der im Salar de Uyuni liegenden Lithiumsalze sowie der Entwicklung von Logistikkonzepten zur Unterstützung der Rohstoffgewinnung sowie der Produktions- und Absatzprozesse.
Neben ersten Absprachen mit einer Delegation aus Regierungskreisen des Landes stand bereits der Besuch der Universidad del Valle aus Cochabamba auf dem Programm. Diese hat federführend das Elektrofahrzeug Guanaco entwickelt, ein Zwei-Personen-Elektroauto für den Stadtverkehr.